Welche Reihenfolge ist die richtige bei einer Existenzgründung?

Das Gründen eines eigenen Unternehmens erfordert eine sorgfältige Planung. Hier sind die 10 Schritte, die Sie idealerweise bei Ihrer Existenzgründung beachten sollten: Von der Sammlung und Auswertung von Informationen über die Wahl des Standorts und der Rechtsform bis hin zur Erstellung eines detaillierten Businessplans und der Sicherung der finanziellen Mittel.

Von
Dagmar Schulz
26. April 2023
Minuten
Die richtige Reihenfolge um sich selbstständig zu machen.

Inhaltsübersicht

Wer sich schon einmal ausführlicher mit den Themen eigenes Business gründen, Selbstständigkeit und Existenzgründung beschäftigt hat, weiß nur zu gut: Es gibt viele Wege, sich selbstständig zu machen. Sie können in ein Franchise einsteigen, einen bestehenden Betrieb übernehmen, sich an einem Unternehmen beteiligen oder auch komplett neu gründen.

Eines bleibt aber in allen Fällen gleich – egal, ob Sie als Kleinunternehmer, Freiberufler, Künstler oder als „großer” Unternehmer beruflich eigene Wege gehen möchten: die Reihenfolge Ihrer Existenzgründung. Um erfolgreich in die Selbstständigkeit zu starten, sollten Sie auf jeden Fall die ersten Schritte sinnvoll gestalten. In der richtigen Reihenfolge, mit Plan und der bestmöglichen Vorbereitung.

Wie genau Sie Ihre Existenzgründung idealerweise angehen, verraten wir Ihnen in den folgenden 10 Schritten:

1. Sammeln, informieren, zusammenstellen

Welcher Weg ist eigentlich genau der richtige für Sie, und wann möchten Sie mit Ihrer geplanten Unternehmung starten? Gerade die Vorbereitungen für Ihre Gründung sind immer wieder sehr entscheidend und wichtig. Deshalb gehört eine gute Planung der Geschäftsidee mit dem ausgiebigen Sammeln von Informationen zu den besonders wichtigen Aufgaben.

Jedoch sollten Sie sich mit der Zeit nicht verzetteln, sondern irgendwann selbst den Schalter „umlegen“ und anfangen: Letztendlich hat man immer das Gefühl, noch nicht „zu Ende informiert“ zu sein. Das ist völlig normal, gerade bei so einer weitreichenden Entscheidung.

Idealerweise starten Sie mit der Basis für eine solide Planung, indem Sie ein Gründungsseminar besuchen. Dort erhalten Sie das nötige Grundwissen und dazu viele Tipps und Ratschläge für den Ablauf Ihrer Gründung. Auch wenn Sie noch unsicher sind bezüglich Ihrer Geschäftsidee oder andere wichtige Fragen haben, werden Sie hier für sich Antworten finden. Im Anschluss an das Seminar haben Sie dann alles Wichtige zusammen, um mit der konkreten Planung zu beginnen.

Der 1a-STARTUP Online Gründungskurs für den Start in Ihre Selbstständigkeit leitet Sie Schritt für Schritt durch alle relevanten Themen, vom Basiswissen Steuern und Versicherungen bis zur Beantragung von Fördergeldern wie dem Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit.

2. Standort der Existenzgründung prüfen

Der Standort ist von besonderer Relevanz für den Erfolg Ihres geplanten Unternehmens, wenn Sie mit einem (stationären) Unternehmen vor Ort sein möchten. Deshalb gehört eine genaue Standortprüfung zu den überaus wichtigen Aufgaben für Ihre Existenzgründung.

  • Wie ist die Konkurrenz in der Umgebung aufgestellt? Was zeichnet Ihre Mitbewerber aus und inwiefern unterscheiden Sie sich?
  • Wie sind die Verkehrsanbindungen und wie sieht es mit Parkplätzen in der direkten Nähe des Standortes aus?
  • Wie hoch sind mögliche Mietkosten und was gilt es möglicherweise hinsichtlich SEO zu beachten?
  • Befinden sich für Ihr Business wichtige Zulieferer bzw. andere notwendige Dienstleister wie Logistikunternehmen o. Ä. in der Nähe?

Eine ausführliche Standortrecherche zahlt sich in jedem Fall aus und sollte zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfolgen. Bei der Gründung mit einem Online-Shop ist der Standort unter Umständen weniger relevant. Sie sollten diesen Aspekt aber trotzdem prüfen, wenn es um die Logistik und Lagerhaltung von Waren geht.

Sie möchten von zu Hause aus arbeiten und Ihr Geschäft in den eigenen vier Wänden gründen? Dann gibt es folgende Dinge zu bedenken:

  • Wenn Sie eine Internetseite betreiben, müssen Sie im Impressum Ihre Privatadresse angeben – möchten Sie, dass diese überall öffentlich zugänglich ist?
  • Wenn Sie zur Miete wohnen, sollten Sie Ihren Vermieter mit ins Boot holen.
  • Wenn Sie Kundenverkehr haben, sollten Sie die Parkplatzsituation berücksichtigen und prüfen, ob Nachbarn gestört werden könnten.
  • Wie wirkt es auf Kunden, wenn auf Ihrer Visitenkarte als Firmenadresse beispielsweise der Blümchenweg steht?

3. Die Rechtsform bestimmen

Im nächsten Schritt sollten Sie sich Gedanken über die für Sie passende Rechtsform machen:

  • Welche Gesellschaftsformen gibt es eigentlich ganz genau?
  • Möchten Sie als Einzelunternehmen oder Freiberufler starten?
  • Planen Sie, mit deinem Business haupt- oder nebenberuflich tätig zu sein?
  • Gründen Sie alleine oder im Team?

Fragen über Fragen, die möglichst gewissenhaft beantwortet werden sollten. Denn bei der Planung der für Ihre passenden Rechtsform zur Existenzgründung kommt es auf sehr viele unterschiedliche Aspekte an. Deshalb ist eine gründliche Durchleuchtung der für Sie geeigneten Rechtsform so wichtig.

Die meisten Gründer, die alleine oder mit einem kleinen Team starten, entscheiden sich übrigens für die Gründung als Einzelunternehmer oder für eine GmbH. Je nach Rechtsform unterscheidet sich z. B. die Haftung – viele nützliche Details zu diesem Thema haben wir in unserem Artikel für die „richtige“ Rechtsform für Sie zusammengefasst, den Sie hier einsehen können.

4. Konzeption – der Businessplan

Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie sich mit dem Thema Businessplan auseinandersetzen.

Der Businessplan sollte eine genaue Erläuterung Ihrer Geschäftsidee, die komplette Planungsrechnung mit allen Kalkulationen zur Liquiditäts- und Rentabilitätsplanung und auch die Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplanung der Existenzgründung beinhalten.
Hört sich kompliziert an? Dann nutzen Sie doch einfach unsere kostenfreie Businessplan Word-Vorlage, die Sie in die richtige Richtung führt: Hier geht’s direkt zur kostenfreien Vorlage!

Nur einige Vorteile, warum du viel Sorgfalt in einen soliden Businessplan stecken solltest:

  • Das konkrete Ausarbeiten eines Businessplans unterstützt Sie dabei, Ihr Vorhaben in Worten und Zahlen zu strukturieren. Er enthält eine präzise Beschreibung Ihres Vorhabens mit allen relevanten Marketingmaßnahmen, Schritten und Ihrem persönlichen Aktionsplan.
  • Darüber hinaus ist der Businessplan das entscheidende Dokument, um später mögliche Fördermittel wie den Gründungszuschuss zu beantragen.
  • Auch für die Beantragung von Gründungskrediten bei Banken und Sparkassen ist die Erstellung eines Businessplans unerlässlich – ohne diesen kommen Sie in keinem dieser Fälle weiter.
  • Der Businessplan unterstützt Sie zudem in der Startphase und in den ersten Jahren Ihrer Selbstständigkeit dabei, erfolgversprechend zu handeln und zu arbeiten.
  • Er wird Ihnen im Laufe Ihrer Selbstständigkeit immer wieder als Leitfaden dienen, an dem Sie sich orientieren können.
  • Sie können Ihre Erfolge anhand des Businessplans messen und den Plan regelmäßig auf Optimierungsmöglichkeiten überprüfen.

Auch wenn Ihnen das Schreiben des Businessplans wie ein riesiger Berg Arbeit vorkommt – Sie sollten ihm unbedingt genügend Bedeutung beimessen. Außerdem schreiben Sie ihn ja nicht an einem Tag, sondern Kapitel für Kapitel bzw. Seite für Seite.

Tipps für einen logischen Aufbau und weitere nützliche Details erhalten Sie übrigens auch in meinem Online-Existenzgründungsseminar.

5. Fördermittel und Finanzierungshilfen

Jeder angehende Selbstständige muss sich in irgendeiner Form mit dem Thema Finanzierung auseinandersetzen. Ob es um die Büromiete, den Kauf von Technologie, den Wareneinkauf oder die Werbung geht – alles erfordert finanzielle Mittel, und gerade zu Beginn sind diese oft nicht in großem Umfang verfügbar.

Ich frage Sie: Warum sollten Sie Geld verschenken, das Ihnen sozusagen zusteht? 

Gerade Existenzgründer können Fördermittel nutzen und sich so in der Anfangsphase das (finanzielle) Leben deutlich erleichtern. Dabei stellen wir bei 1a-STARTUP durchaus immer fest, dass viele Gründungswillige gar nicht wissen, wie vielseitig die Möglichkeiten für eine finanzielle Unterstützung in der Gründungsphase sind. Deshalb ist es so entscheidend, dass Sie sich früh genug über alle Möglichkeiten der Förderung informieren.

Ganz egal, ob Gründungszuschuss oder eine andere zusätzliche Finanzierung durch Ihre Hausbank bzw. Förderbank: Als Existenzgründer werden Sie auf jeden Fall nicht alleine gelassen, sondern können aus vielen unterschiedlichen Formen der Unterstützung wählen. Welche das genau sind und was Sie im Vorfeld beachten müssen, erfahren Sie u. a. in unseren Artikel Fördermittel für Existenzgründer und Selbstständige – am besten hier direkt herunterladen!

Übrigens: Der Gründungszuschuss ist eine Kann-Leistung der Agentur für Arbeit – mit unserer Hilfe hat jedoch beinahe jeder Gründer ein Zusage für diese Ermessensleistung erhalten. Das Thema behandle ich deshalb ausführlich hier: Informationen Gründungszuschuss.

6. Gewerbeanmeldung Existenzgründung

Grundsätzlich gilt: Sie können die Gewerbeanmeldung bereits vor Beginn der Selbstständigkeit vornehmen. In vielen Fällen wird dieser Schritt sogar ausdrücklich empfohlen. Wenden Sie sich dafür an das Gewerbeamt der Gemeinde, in dessen Gebiet der Sitz Ihres Unternehmens sein wird. Die Ausstellung eines Gewerbescheins beträgt in Deutschland je nach Gemeinde 20 bis 40 Euro. Vielerorts ist die Anmeldung auch bereits online möglich.

Sobald die Gewerbeanmeldung erledigt ist, profitieren Sie von einer ganzen Reihe zusätzlicher Schritte, die durch die Anmeldung angestoßen werden: Die Gemeinde leitet die vom Existenzgründer gemeldeten Daten an Behörden weiter, wie zum Beispiel an das Finanzamt, die Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer, das Registergericht oder auch das Statistische Landesamt. Der Gewerbeschein wird Ihnen in der Regel sofort ausgehändigt.

Im Falle eines erlaubnispflichtigen Gewerbes ist die Situation jedoch anders: Hier kann die Prüfung der Voraussetzungen deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei einer freiberuflichen Tätigkeit entfällt diese Anmeldung; hier erfolgt der Startschuss sozusagen mit der Anmeldung beim Finanzamt.

7. Steuerrecht und Finanzamt

Für viele ist ein sehr unbeliebter, aber unbedingt notwendiger Schritt die genaue Recherche in Sachen Steuerfragen. Gerade als Existenzgründer und damit als Selbstständiger sind Sie in der Folgezeit in der Pflicht, sich selbst mit allen wichtigen Themen wie Betriebsausgaben, Umsatzsteuer, Gewinnermittlung, Einkommensteuer, Umsatzsteuer oder Gewerbesteuer zu beschäftigen und nicht völlig unwissend an diese Themenbereiche heranzugehen.

Natürlich stehen Ihnen auch immer die Dienste eines Steuerberaters zur Verfügung (Kosten sind teilweise absetzbar). Es ist jedoch von Vorteil, wenn auch Sie selbst davon Kenntnis erlangen und wissen, worum es thematisch geht und Sie Ihre Zahlen verstehen. Die Verantwortung können Sie an der Türe zum Steuerberater nicht abgeben, da Sie am Ende die Unterlagen unterschreiben. Freunden Sie sich mit dem Zahlenwerk an – Sie sollten nicht nur Ihr Business verstehen, sondern auch die betriebswirtschaftliche Seite.

Vom Finanzamt erhalten Sie eine Steuernummer, die Sie – ganz wichtig – benötigen, um eine Rechnung schreiben zu können. Bedenken Sie, dass auch dieser Prozess etwas dauern kann und die Steuernummer daher so früh wie möglich „bestellt“ werden sollte.

Ein Tipp noch zum Umgang mit dem Finanzamt: Die Mitarbeiter dort sind auch nur Menschen und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es meist auch zurück. Ein freundlicher Umgangston macht jedes Gespräch für beide Seiten angenehmer und Sie bekommen eher Unterstützung, wenn Ihr Ansprechpartner Sie kennt und sympathisch findet.

8. Richtig absichern – die passende Versicherung

Mit der Selbstständigkeit müssen Sie auch überlegen, welche passenden Versicherungen Sie notwendigerweise abschließen sollten und auch, welche Sie aus dem „alten Leben“ kündigen können, wie z.B. eine Rechtsschutzversicherung für Angestellte.

Ab dem ersten Tag der Selbstständigkeit müssen Sie auch selbst für Ihre Krankenversicherung sorgen. In jeder gesetzlichen Krankenkasse gibt es einen günstigen Tarif für Existenzgründer – ähnlich wie auch in der privaten Kranken- und Pflegeversicherung. Entscheiden Sie selbst in Ruhe, welche Versicherung für Ihren Berufszweig und in Ihrer Situation die passende ist. Informieren Sie sich dabei genau – die Beiträge und Angebote können nämlich sehr unterschiedlich sein. Deshalb macht es durchaus Sinn, für einen genauen Vergleich einen unabhängigen Experten hinzuzuziehen, der sich auch mit dem „Kleingedruckten“ auskennt. Zudem haben Sie auf diese Weise immer einen Ansprechpartner, den Sie alles rund um diese teils komplizierten Themen fragen können.

Mehr Informationen dazu finden Sie auch in unserem Blogartikel zur Wahl der richtigen Krankenkasse.

9. Marketing und Werbung

Die Gretchenfrage für jeden Selbstständigen lautet: Wie gewinne ich Kunden? Denn ohne Kunden kein Umsatz.

Häufig wird der Fehler gemacht und mit einer Website angefangen, weil das ja am meisten Spaß macht – viel mehr Spaß, als z. B. die lästige Pflichtaufgabe, einen Businessplan zu schreiben. Dieser ist jedoch wichtig, um zu wissen, welche Zielgruppe Sie wie erreichen möchten. Mit den intensiven Überlegungen zur Zielgruppe und zum Marketing fällt es Ihnen auch leichter, realistisch eine Planungskalkulation zu erstellen.

Werbung in der richtigen Form und Marketing in der richtigen Menge sind das Salz in der Suppe, auch und besonders in der Anfangsphase Ihrer Selbstständigkeit. Nutzen Sie ganz gezielt die Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen – gerade die Welt des Onlinemarketings bietet Ihnen viele verschiedene Optionen. Dabei sind für Sie als Existenzgründer natürlich auch immer wieder kreative Low-Budget-Marketingideen gefragt, die darauf zielen, mit wenig „Barem“ viel zu bewirken.

Wie das funktionieren kann und worauf Sie bei der Planung Ihren Marketing-Aktivitäten achten sollten, das erfahren Sie u. a. auch hier.

10. Kundenbindung

Als zufriedener Kunde kommen Sie gerne wieder, das geht Ihnen doch genauso, oder? Deshalb ist es für Ihr Unternehmen – ganz egal, in welcher Entwicklungsphase Sie sich gerade befinden – von besonderer Bedeutung, Ihre Kunden schon nach dem ersten Kontakt zufriedenzustellen. Schließlich sollen sich diese Kunden auch möglichst ein weiteres Mal dazu entschließen, den nächsten Auftrag wieder über Sie abzuwickeln.

Machen Sie sich deshalb bewusst: Alle Kunden, die als zufriedene Kunden aus der Geschäftsbeziehung mit Ihnen herausgehen, werden Sie gerne weiterempfehlen und anderen neuen möglichen Kunden von Ihnen berichten. Warum also nicht direkt auf loyale Kunden als Referenzvermittler setzen? Hier gehts mit einem Klick zum Fachartikel Kundenbindung.

Zum Schluss noch eines meiner Lieblingszitate:
„Wer nicht weiß, wohin er will, muss sich nicht wundern, ganz woanders anzukommen.“ (Mark Twain), verbunden mit meinem Businessplaner-Workbook Tipp für alle, die sich selbstständig machen möchten und sich dafür das passende Mindset zur Geschäftsidee wünschen.

Schreiben Sie mir gerne eine Nachricht oder nutzen Sie gerne direkt meinen Buchungskalender für ein kostenfreies Erstgespräch.

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